Foto von Nics Bloghaus, unter Creative Commons 3.0
Dieses Wochenende wurde umzingelt. In Frankfurt das Banken- und in Berlin das Regierungsviertel. In Frankfurt waren es bis zu 10.000 Demonstranten und in Berlin immerhin bis zu 8.000.
Vor Ort in Frankfurt war Julia Seeliger, die für die FAZ berichtete:
“Ganz unkonkret dagegen Marco, der schon seit drei Wochen vor der Europäischen Zentralbank zeltet. ‘Lasst uns jetzt über die Zukunft reden’, sagt sein Banner. Aktuell werde das Occupy-Zeltlager mit Paletten winterfest gemacht. Und in 15 Arbeitskreisen debattiert. Grundsätzlich. Man müsse ganz von vorne anfangen, auf Augenhöhe. In einem Diskussionsprozess die Zukunft entwickeln, das Miteinander, das gute Leben. Marco behauptet: nachts kommen Banker ins Zeltlager, mit dicken Autos. Heimlich. Diskutieren mit. ‘Die haben durchaus ein Unrechtsbewusstsein – doch bei ihren Chefs kommt das nicht an’, geht seine Geschichte weiter.”
Ähnliches berichtet auch mein Buddy Riotburnz, der ebenfalls in Frankfurt vor Ort war und 2,5 Tage mitcampte:
“Auf dem Camp befinden sich zwei Banker. Ja, genau … Das sind die, weswegen das Camp errichtet wurde. Die Beiden wollen Anonym bleiben – Was ja auch verständlich ist. Beide handeln mit Wertpapieren. Beide schilderten mir kurz, wie dieser Handel abläuft. ‘Du hast etwas, wo der Gegenwert schon meistens nicht wirklich gedeckelt ist. Dieses verkaufst Du unter dem Deckmantel der maximalen Gewinnsteigerung. Es ist schlimmer als Poker oder Automatenspiele – Wenn Du bei uns zockst, dann zockst Du mit dem Flügelschlags eines Schmetterlings und wartest auf den Sturm!'”
Auch wenn der Protest anhält die Vorwürfe bleiben die selben und gehen sogar weiter als bisher. Die Ziellosigkeit und Ahnungslosigkeit wird bemängelt. Dagegen ja! Wogegen? Keine Ahnung.
Manche sehen in der unbestimmten Kapitalismuskritik und des “in-die-Schranken-weisen des Finanzsystems” sogar einen strukturellen Antisemitismus.
Ein Problem, dass sich durch die Beteiligung von Gruppen wie Zeitgeist oder der NPD durchaus bestätigen lassen könnte. Doch in wie weit sind hier die Massen zu verorten? Und vor allem, wie leicht lassen sie sich von diesen teils im Mittelpunkt agierenden Gruppierungen einwickeln?
Zu den Protesten in Berlin gibt es eine hübsche Galerie von Nic Frank, der auch dieses Video machte:
Eindeutig mehr Parteifahnen als noch am 15. Oktober. Derweil verkündet Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter, dass die Finanzmarktregulierung vorangekommen, aber noch unzureichend sei.
15 Kommentare:
die occupy spackos nerven mich. proud 1%er.
Du nervst mich.
ja. ich weiß. zum kotzen. ich hab auch schon ein hörnchen.
Also Deiner Argumentationsführung nach müsste OWS voll zu Dir passen.
ne ne. ich halte das für firlefanz.
Meinte ich doch… dafür halte ich das was Du bisher schriebst auch.
mal im ernst, liebes einhorn, du kennst sie doch auch die videos wo leute die an den verschiedenen occupy standorten aussem zelt gezogen werden und nichtmal wissen worum es eigentlich geht. und protest aus prinzip finde ich einfach balla. hey, da sind leute, die sind gegen was, … da mach ich mit. … sorry. nicht meine baustelle.
Das ist ja mal wenigstens argumentativer als ein simples “Spackos”. Natürlich kenne ich das, aber ich denke auch, dass das Ganze eine Chance verdient. Protest aus Prinzip ist mir auch zu affig und ich gebe Dir Recht, dass ich die Sorge teile, dass es dahin wandern könnte. Aber da gilt es ja anzusetzen. Eben wie man ansetzen muss Antisemitismus und Rechte da raus zu halten.
Die ursprüngliche Unzufriedenheit ist für mich durchaus nachvollziehbar. Und ich kann mich zwar nicht zu den 1% zählen, aber ich bin sicherlich privilegierter als viele andere und gerade deswegen finde ich es wichtig Solidarität zu zeigen (http://www.facebook.com/pages/Kuchenfueralle/293475127338667) und zu versuchen das mit zu gestalten. Auch wenn die Gefahr ist, dass ich mitscheiter ziemlich groß ist. Aber das ist mir lieber, als nichts zu tun.
Protest des Protestes wegen, Militanz etc. darüber müssen wir uns nicht streiten. Sowas ist arm.
Leider scheint es mir dahin abzugleiten. Und glaub mir, ich bin kein Banker. Den Ursprung des Protests verstehe ich und stehe auch dahinter. Aber Protest als Event ist halt nicht meins. Und ich glaube viele der Occupy whatever Leute sind nicht dort weil sie den Ursprung bekämpfen wollen, sondern weil was los ist. Das ist kontraproduktiv. Ich kann nur nochmal betonen das die Intention richtig und unterstützenswert ist. In vielen Fällen halte ich es aber auch für jammern auf hohem Niveau. Aus der Altbauwohnung am Prenzlauer Berg nach Frankfurt fahren und ne Woche im Zelt pennen… diese Richtung. Das ist mich einfach zu billig und… ehrlich… ich finds auch nen stückweit lächerlich. Hey, die machen das in New York, dann machen wirs in FFM. Für nen Flashmob mit Protestcharakter ist der Anlass leider zu ernst.
Protest als Event. Mhm. Interessante These. Wie sähe Protest ohne Eventcharakter aus? Ich finde die Idee des Camps (übrigens eher eine Idee aus Ägypten als aus NYC) als Zeichen des Präsenz zeigens eigentlich sehr symbolisch.
Das meine ich mit Jammern auf hohem Niveau. NYC ist nicht Kairo.
Und FFM ist nicht NYC. Deutschland geht es auch viel viel besser als den USA. Betone ich auch oft. 99% auf Deutschland übertragen ist faktisch falsch. Aber die Richtung in die sich das alles bewegt ist die selbe.
Gebe ich Dir recht. Man sollte dann aber auch die Form des Protests überdenken.
Ach, die Menschen sind simpel gestrickt und einen Protest als “Trend” zu übernehmen ist so falsch an sich nicht. Ich denke nicht, dass man die Form noch ändern kann, man kann den Leuten aber Fakten und Infos an die Hand geben und hoffentlich dafür sorgen, dass Rechte, Verschwörungstheoretiker und Esoteriker außen vor bleiben.
Kann ich so unterschreiben.