Am 5. November 1605 versuchten Guy Fawkes und seine Mitverschwörer das englische Parlament im Palast von Westminster in London in die Luft zu sprengen. Ziel war es am Tag der Parlamentseröffnung König Jakob I. samt Familie, alle Parlamentsmitglieder, alle Bischöfe des Landes und den Großteil des Hochadels zu töten. Also eigentlich nicht gerade ein Typ den man feiern müsste. Oder vielleicht doch? Mit der Zeit entstand ein relativ verklärtes Bild von Fawkes.
“Remember, remember the fifth of November
Gunpowder, treason and plot.
I see no reason why the gunpowder treason
Should ever be forgot.”
Die Beweggründe für Fawkes lagen in der Verfolgung der Katholiken zur damaligen Zeit. Den protestantischen König bezeichnete er als Heretiker. Seine Ziele waren also religiös geprägt. Ein katholischer Terrorist, dessen Anschlag aufflog. Fawkes wurde verhaftet, verurteilt und hingerichtet. 1606 beschloss das Parlament, dass der 5. November jährlich gefeiert werden sollte, da der König überlebte. Und so wurden alljährlich Fawkes Puppen durchs Land getragen und in den Bonfire Nights verbrannt. Ironischerweise wurde aus der anfänglichen Verhöhnung der Attentäter bald eine Verhöhnung der Herscherschaft.
Ab 1650 wurde dann nicht mehr symbolisch eine Guy Fawkes Puppe verbrannt, sondern eine des Papstes. Später fanden auch Margaret Thatcher und andere ungeliebte Politiker ihren Weg ins Feuer. Das Bild von Fawkes wandelte sich mit der Zeit. Aus dem der verbrannt werden sollte, wurde ein Held, eine Identifikationsfigur.
Bereits 1949 beschrieb der Spiegel den Guy-Fawkes-Day als eine Art Volksfest bei dem viele Sympathie für Fawkes empfinden, da er die Namen seiner Mitverschwörer erst nach furchtbarer Folter preisgab und “mannhaft starb”. So heißt es, dass er höchstpersönlich vom Galgen gesprungen sei, bevor die Falltür aufging. Und so scherzen die Briten, dass Fawkes der einzige Mann gewesen ist, der je mit ehrlichen Absichten ins Parlament gegangen sei.
Guy Fawkes – höchstpersönlich vom Galgen gesprungen
Früh spielte die Popkultur eine wichtige Rolle um den Mythos Fawkes neu zu positionieren. “Guy Fawkes – or, The Gunpowder Treason” von William Harrison Ainsworth aus dem Jahre 1841 stellte den Verschwörer in einem positiveren Licht dar als es zuvor der Brauch war. “V wie Vendetta”, bekannt als Film und Comic, machte die Maske mit seinem Anlitz populär als Zeichen des zivilen Ungehorsams im Sinne eines Henry David Thoreau. Dabei wollten Alan Moore und David Lloyd, die Urheber von “V wie Vendetta”, Fawkes keinesfalls glorifzieren. Und so will es die Ironie auch, dass bei jeder verkauften Maske Tantiemen an Time Warner gehen, die die Rechte an der Bildmarke haben. Bis zu $28 Millionen soll der Konzern damit angeblich jährlich verdienen.
Dank Anonymous und der Occupy-Bewegung breitet sich der fünfte November und damit Guy Fawkes als Sinnbild des zivilen Widerstandes weltweit aus. Nicht umsonst wählte man in den USA das heutige Datum für den Bank Transfer Day. Bereits 650.000 Menschen haben im Oktober 2011 ihre Konten bei den großen Banken aufgelöst und treten sogenannter Credit Unions bei. Bleibt abzuwarten, wie sich das weiter entwickelt. Übrigens, auch das Logo des Bank Transfer Days ziert das Gesicht Fawkes.
4 Kommentare:
Apropos…
Wäre heute nicht der Tag, an dem Anonymous Facebook zerstören wollte?
Wie sieht’s denn da eig. aus?
Kleiner Tippfehler im letzten Absatz: fünfter November ;-)
Danke, korrigiert!
@Peter M http://www.golem.de/1111/87543.html