Es entsteht zwar keine wirkliche Debatte daraus, aber momentan findet sich in vielen Blogs diese Grafik hier links, die sich über das Verhalten von Facebooknutzern lustig macht. Ziel der Häme ist die Annahme, dass Facebooknutzer angeblich wirklich denken, dass sie mit nur einem Klick was erreichen könnten. Das lässt sich nicht nur auf das soziale Netzwerk übertragen. So gibt es unzählige Aktivismus und Kampagnenplattformen. Und manch einer vergisst zu gerne die Möglichkeit, dass Du mit einer Online-Petition beim Bundestag vielleicht mehr erreichen könntest.
Nur ist das eben nicht so einfach dort. Die Usability schrecklich und sowieso weitaus unattraktiver als bei Campact und Co.
Ein Klick ist leicht gemacht, und das Gewissen damit beruhigt, dennoch halte ich es für Quatsch sich über Klickaktivisten lustig zu machen oder sie mit Häme zu überziehen. Nehmen wir wirklich das Beispiel Facebook. Es ist erstaunlich wie wenig Leute wissen wie Ihre Timeline funktioniert. Warum sie also Inhalte angezeigt bekommen oder nicht. Ins Detail kann ich da natürlich auch nicht gehen. Aber an einem Beispiel kann man das vereinfacht zeigen.
Ich klicke also auf Like, weil ich auch finde, dass Nahrungsmittelspekulation gestoppt werden soll. Das sieht dann ein gewisser Prozentsatz meiner Freunde, die wiederum der selben Meinung sind und auf Like klicken. Da wir einen gemeinsamen Freundeskreis haben wird dieser Inhalt immer weiter verbreitet. Und genau das ist der Punkt. Der Klick selbst bringt gar nichts. Das wäre zu viel erwartet. Es schafft aber eine Awareness für ein Thema und setzt ggf. ein Signal.
Ich habe nicht umsonst das Beispiel Nahrungsmittelspekulation gewählt. Ausgehend von dem politischen Künstlerkollektiv Zentrum für politische Schönheit verbreitete sich letztes Jahr ein Viral, das auch ich in diesem Blog hatte.
Das Video verbreitete sich, Blogger griffen das Thema auf, die deutsche Bank sah sich diffamiert und auch die großen Medien begannen zu berichten. Nun beschloss die Commerzbank aus dem Spekulationsgeschäft mit Nahrungsmitteln auszusteigen. Es wäre töricht anzunehmen, dass das Zentrum für politische Schönheit oder einzelne Blogger dazu beitrugen. Es zeigt aber, das ein öffentlicher Druck ggf. etwas ausrichten kann. Denn darum geht es bei Petitionen, sei es nur ein einzelner Like-Button oder eine tatsächliche Unterschrift, ob bei Campact oder offiziell(er) beim Bundestag: Um öffentlichen Druck und um ein Bewusstsein für schwierige Themen in der breiten Masse zu schaffen.
Da ist natürlich einiges an Streuverlust, viele Klicken und haben das Thema dann sofort wieder vergessen, doch mit diesem Streuverlust muss man eben rechnen. Gilly kritisierte in seinem Post zu dem Thema die Polemik, die solche Aktionen angeblich oft beinhalten. Und wirft den Machern vor sich an dem reißerischen Niveau der BILD zu orientieren.
Das kann schnell in die Hose gehen, Gilly nennt da zu Recht das Beispiel Kony 2012, aber auch da ist der Ansatz verständlich. Die Macher wollen die schiere Masse erreichen und BILD ist nicht umsonst ein Massenmedium. Die Masse liebt es einfach, liebt es schockierend und polemisch. Dazu noch ein Einzelschicksal mit ordentlich Tränen und es wird ankommen.
“Denkt hier einer an die Kinder?!”
Das ist an und für sich traurig, aber es funktioniert. Es wäre schlimm zu sagen “Der Zweck heiligt die Mittel” – aber es wäre ebenso töricht Klick-Aktivismus als reine Gewissensberuhigung darzustellen. Das Bewusstsein, das mit solchen Aktionen geschaffen wird, kann mehr erreichen. Vielleicht ist die Konversion niedrig, aber sie ist da. Daher: Klick so viel Du willst, frag Dich was Du damit erreichen kannst und ob Du nicht mehr tun willst. Aber komm Dir bitte nicht dämlich vor, wenn Dir Leute erzählen wollen wie bescheuert Du bist, weil Du sowas tust. Du verbreitest Ideen und das ist oft nicht bescheuert.
16 Kommentare:
schön auf den punkt gebracht^^
(y)
aber genau das sollte man auch in erinnerung behalten, wenn man bei diesen Anti-NPD-Flashmobs teilnimmt – teilt man die NPD-Seite, wird auch sie nämlich sichtbarer. (Ich hab’ mir da vor ein paar Monaten mal etwas mehr Gedanken drüber gemacht: http://www.rueckseite-magazin.de/2012/04/online-flashmob-enthalt-hassreden/)
Kann dem Artikel da nicht ganz zustimmen. Bei Deinem Beispiel hat das mit dieser Awareness zweifellos geklappt. Wenn ich jetzt aber an die armen Hunde in der Ukraine denke, dann muss man den “Likern” vielleicht nicht gerade Dummheit, aber wenigstens Naivität unterstellen. Googelt man nach den Bildern, wird schnell klar, dass keiner dieser misshandelten Hunde auch nur irgendwas mit der Ukraine zu tun hat.
Da fällt mir spontan dies hier ein:
http://www.youtube.com/watch?v=bF8v0oJZJTQ
Nur wenige machen sich über Kampagnen lustig oder stellen deren Sinn in Frage. Ich denke, wir regen uns einfach über Menschen auf, die alles teilen, aber nichts hinterfragen.
Also wenn überhaupt, dann *ergibt* etwas Sinn :P
Niemand mag Klugscheisser :-P
Purer Neid, weil Du keinen Abschluss in angewandter Besserwistrik hast :P
Karsten Wusthoff Das ist doch im Text erwähnt…
Ich bin mir jetzt nicht sicher was ich damit bewirke wenn ich hier auf like klicke… ker das is alles so kompliziert ;)
Sascha Pallenberg Ganz einfach, Du bekommst ein Einhorn (irgendwann), das ist hier immer so. Frag die zufriedenenen Einhornbesitzer.
@Kotzendes Einhorn: ich warte ja immer noch auf meines von DIE PARTEI :(
Ist hier heute eigentlich Carsten-Vollversammlung oder war der Name grade bei Facebook im Angebot? ;-)
@Boundary Das hätte es nur gegeben bei Wahlsieg!
@Daniel: mir wurde es aber schon in der Parteizentrale versprochen ;_;