Nun kommt es also, dieses Leistungsschutzrecht. Aber was ist das überhaupt? Eine kleine Blog- und Presseschau (ist das noch erlaubt) soll Dir einen Einblick in ein hochkomplexes Thema geben. Eine Geschichte zwischen Suchmaschinenen, Aggregatoren und Verlegern. Zwischen Lobbyismus und Politik. Und die spannende Frage: Wann wird Lobbyismus zur Erpressung?! Und wieso scheint keiner die robots.txt zu kennen mit der Du google und andere Bots von Deinen Webseiten ausschließen kannst?
Als Anfang empfehle ich diese Sendung vom elektronischen Reporter, die das Leistungsschutzrecht simpel erklärt.
Es wäre imho zu einfach zu sagen Verleger böse und google gut. Wie sehr google seine Marktposition nutzt siehst Du alleine am sichtbaren Bereich der Ergebnisseite. Mit den Jahren werden dort immer mehr Ads platziert. Gekaufte Plätze also. Gleichzeitig nutzt google seine Suchseiten um eigene Produkte zu pushen wie z.B. Google Health. Als normaler Nutzer dürfte Dir bestimmt aufgefallen sein, dass Du in Deiner oberen Leiste nicht mehr “Videos” sondern “YouTube” stehen hast. Wir nehmen das alles in Kauf. Zu einem großen Teil weil wir es nicht merken zu einem nicht erheblich kleineren Teil weil viele Google Produkte einfach gut sind. Besser als die Konkurrenz. Jemand der sich genau mit diesen Änderungen beschäftigt ist Ben Edelman, der sozusagen einen eigenen google-watch-blog betreibt.
Nur würde nicht jedes gewinnorientierte Unternehmen so agieren? Und was hat das nun mit den Verlagen zu tun? Diese werfen google vor, dass diese Geld verdienen (Durch Adsense und Co.) mit ihren Inhalten. Gemeint sind dabei die Auszüge und Webseitenvorschauen die Du in Google Suchergebnisseiten und auf Google News angezeigt bekommst. Das Leistungsschutzrecht soll Verleger nun schützen. Profitorientierte Anbieter sollen nicht mehr gratis auf Inhalte zugreifen.
Stefan Niggermeier sieht dies nicht als juristisches Problem, sondern als moralisches. Im Internetzeitalter lasse sich halt mehr mit einer Suchmaschine verdienen als mit einerm journalistischen Angebot. Der Witz dabei, an den großen Tageszeitungen verdient google nicht mal das meiste Geld. Lediglich 7,5% der Top-Treffer bei populären Suchanfragen werden von deutschen Verlegern gefüllt.
Auch Netzpolitik sieht das Gesetz kritisch. Philipp Otto sieht nicht nur die Urheber selbst durch das Gebähren der Verlage gefährdet. Außerdem wird die Informationsvielfalt eingeschränkt. Ich persönlich würde dabei gar nicht auf Blogger oder google zielen. Das Leistungsschutzrecht ist somit eigentlich ein Todesurteil für ein semantisches Netz. Aggregatoren wie Rivva stehen in der direkten Schusslinie.
Genau das betrifft auch den Perlentaucher, dessen beliebte Feuilletonrundschau auf Fremdinhalte zurückgreift. Diese titelten dann ziemlich frustriert: Das Internet war eine Episode der Freiheit. Die Politik sei vor der Lobbymacht der Medien in die Knie gegangen. War das wirklich so? Haben Burda und Springer ihre Machtkarte gespielt? Fragen wie diese versucht Sascha Lobo in einem hervorragenden Post zu beantworten. Für mich die Wesentlichsten: “Wie sollen überhaupt noch die echten Probleme mit Google angegangen werden?” und “Ist die Bundesregierung erpressbar?”. Denn wie Anfangs erwähnt, es wäre zu einfach ein S/W Bild zu malen und Google als Held durch diese Geschichte ziehen zu lassen.
Natürlich gibt es auch diverse Kommentare die die Einführung feiern. Den Bild-Artikel muss ich hier nicht verlinken. Das ist offensichtlich. Aber auf die FAZ möchte ich doch hinweisen. Die sehen mit der Einführung Leistungsschutzrechts einen guten Tag für die Freiheit. Und argumentiert, dass die Macht eines Monopolisten gebrochen wurde. Spielt also genau mit den Empfindungen die jeder bei google haben sollte. Nur ob das Leistungsschutzrecht der richtige Weg war?
Im Großen und Ganzen wird erstmal nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird. Soll heißen: Blogger sollten sich nicht vorab in die Hose machen. Dass jetzt google große Unterstützer des Leistungsschutzrechts von der Indizierung ausschließt wäre ein interessanter Schachzug. Würde den Giganten aber angreifbar machen. Wahrscheinlicher ist, dass google nur die Menge der Inhalte anzeigen wird, die ohne Zahlung erlaubt ist. Interessant wäre wie sich das auf die CTR auswirkt.
Aber wer nicht gefunden werden will, der hatte immer schon die Wahl.
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