Japan, ein Land ohne Schusswaffen

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Es ist eine Schande, dass immer wieder Tragödien herhalten müssen um ein Thema wie Waffengesetze zu diskutieren. Natürlich ist Deutschland nicht die USA, aber Deutschland ist eben auch nicht Japan. Dort sind nahezu alle Arten des Waffenbesitzes verboten. Das Resultat? Tote durch den Einsatz von Feuerwaffen im Jahr bewegen sich im unteren zweistelligen Bereich.

“In 2008, the U.S. had over 12 thousand firearm-related homicides. All of Japan experienced only 11, fewer than were killed at the Aurora shooting alone. And that was a big year: 2006 saw an astounding two, and when that number jumped to 22 in 2007, it became a national scandal. By comparison, also in 2008, 587 Americans were killed just by guns that had discharged accidentally.”

Natürlich wäre es zu einfach das alleine auf die Gesetze zurückzuführen, es ist aber in jedem Falle bemerkenswert. Und auch für ein Land wie Deutschland interessant, wo viele Amokläufe von Sportschützen oder deren Angehörigen begangen werden.

Automatischer Revolver

UPDATE: Der Guardian hat eine interaktive Karte online gestellt auf der Du die Zusammenhänge von Waffenbesitz und Tötungsdelikten nachprüfen kannst.

(via kottke)



    21 Kommentare:

  • Maike von Wegen via Facebook schreibt am 15. Dezember 2012 um 16:41

    danke!

  • weisselklenzenacht schreibt am 15. Dezember 2012 um 16:55

    Hallo,

    von Schützenvereinen kann man halten was man will. Man möge es als Deutschtümelei abtun, aber Schützenvereine bilden gerade in ländlichen Gegenden einen Integrationsfaktor, organisieren Feste etc. Fiele das alles weg sähe es ziemlich düster aus was das Vereinsleben und damit das öffentliche Leben angeht. Wenn es sich jemand zum Hobby auserkoren hat mit Waffen auf Zielscheiben zu schießen dann ist daran m.E. nichts Verwerfliches.

    Es gab einige wenige, wenn auch höchst bedauerliche, Fälle in denen Sportschützen Gewalt mit ihren Waffen an Mitmenschen ausübten. Es mag zynisch klingen, aber ist es sinnvoll aufgrund einiger Personen Hunderttausende Menschen unter Generalverdacht zu stellen? Außerdem sollte man nicht vergessen, dass Privatpersonen, die Waffen besitzen, schon erheblichen, sinnvollen Auflagen unterliegen.

  • Daniel Decker
    Daniel schreibt am 15. Dezember 2012 um 17:07

    @weisselklenzenacht Sportschützen werden hier keineswegs unter Generalverdacht gestellt. Schließlich ist ja auch von deren Angehörigen die Rede! Die Frage die gestellt wird ist wie mit Waffenbesitz umgegangen werden soll.

    Das Beispiel der Sportschützen ist gewählt, weil nachweislich viele Amokläufe in Deutschland von Angehörigen oder Schützen selbst begangen wurden. Das heißt die Verfügbarkeit von Waffen ist hier leichter als im Gros der Bevölkerung. Was es nicht heißt und nirgendwo hier steht: Sportschützen seien per se potentielle Amokläufer. Wenn Du Dich auf den verlinkten Post beziehst, so steht auch dort deutlich dass ich mir bewusst bin, dass dies “ganz schön polemisch” sei.

  • weisselklenzenacht schreibt am 15. Dezember 2012 um 17:11

    Okay war nicht meine Absicht etwas zu unterstellen. Was aber den Umgang mit Waffenbesitz angeht schließe ich an meinen vorherigen Post an: es bestehen bereits umfangreiche Beschränkungen und Auflagen für Waffenbesitzer die ich für ausreichend erachte.

  • Daniel Decker
    Daniel schreibt am 15. Dezember 2012 um 17:13

    @weisselklenzenacht Ich nicht.

  • hopfhopfhopf schreibt am 15. Dezember 2012 um 17:50

    Also ich kenne viele Dörfer mit einem regen Vereinsleben. Fußballverein, Musikverein, Gesangsverein, Tennisverein, Trachtenverein … Die veranstalten Feste, halten die Gemeinschaft zusammen, machen schöne Ausflüge usw. Ich denke Integration geht auch ohne Schusswaffen. Wenn die Schützenvereine wegfielen, sähe das Vereinsleben, glaube ich, nicht düster aus.

  • m schreibt am 15. Dezember 2012 um 17:59

    “Fiele das alles weg sähe es ziemlich düster aus was das Vereinsleben und damit das öffentliche Leben angeht.”

    ist allerdings auch eine ziemlich polemische aussage. ich komme auch vom land. und weiss: schuetzenfeste, zeltfeste und co. sind so ziemlich alles, nur kein ort der integration. pardon, mir ist bewusst, dass das ebenso polemisch ist. Schützenfeste wie ich sie kennengelernt habe, sind testosterongeschwaengerte massenbesaeufnisse, auf denen – mal ganz platt gesagt – “Frauen und Ausländer” nicht viel zu melden haben. alles, was ich in meiner jugend an ernsthaften integrationsbemuehungen erleben konnte, kam aus voellig anderen kontexten.

  • Emanon schreibt am 15. Dezember 2012 um 18:56

    Dass es einen Zusammenhang zwischen Schusswaffenbesitz und Zahl der Morde gibt, ist bewiesen. Das Problem das nur bei solchen Tragödien zu diskutieren ist, dass hier oftmals überhaupt kein Zusammenhang besteht und es eine absolute Ausnahme ist. Im vorliegenden Fall handelte es sich nicht um automatische Waffen, es war in einer “gun free zone” und in einem Bundesstaat, in dem die Waffengesetze relativ zu den anderen Staaten einschränkend sind.

    Das gibt Leuten wie der NRA und den Republikanern die Möglichkeit den angeblichen Unsinn des Verbots vom Tragen automatischer Waffen aufzuzeigen. Das hat die Konsequenz, dass nichtmal das durchgesetzt werden kann.

    Das Schlimmste an der ganze Sache ist für mich aber wie das von den Medien ausgeschlachtet wird und hier wieder eine Art Antiheld geschaffen wird, der wieder sozial bewährtes Vorbild für andere sein kann. Dabei geht es gar nicht darum, ob man das verteufelt oder nicht, sondern indem man mit den ganzen Details Möglichkeiten zur Identifikation schafft und so die Möglichkeit der Wiederholung erhöht. Dieses Prinzip gilt bei allen Tragödien – von Familiendrama, über Selbstmord bis eben Amokläufe.

    Man kann nur immer wieder dieses großartig einfach aber richtige Video von Charlie Brooker zeigen.

    http://youtu.be/PezlFNTGWv4

    In Deutschland ist das Prinzip der Sozialen Bewährtheit zumindest bei Selbstmorden als “Werther Effekt” bekannt. Deshalb gilt hier ein Kodex, der die Berichterstattung bei Selbstmorden einfach und unaufgeregt halten soll, aber natürlich von einschlägigen Kanälen missachtet wird. Bei anderen Tragödien, ist das den Redaktionen noch nicht aufgefallen bzw. wird bewusst nicht beachtet.

    Ich würde gern mal mit einem Redakteur reden, der sich bewusst dafür entscheidet das Thema auszuschlachten, obwohl er von diesem Prinzip gehört hat.

  • Siri Wolf via Facebook schreibt am 15. Dezember 2012 um 19:11

    “In den USA ist nach dem Massaker mit 27 Toten in einer Grundschule in Connecticut die Debatte über schärfere Waffengesetze neu entbrannt.” Und wer ehrlich ist, es bleibt bei “Debatte” und die Waffengesetze bleiben wie sie sind. also da vergehen wohl auch Jahrhunderte bis sich was daran ändert.

  • Matt Dolibog via Facebook schreibt am 15. Dezember 2012 um 19:20

    Dort laufen sie einfach mit dem Katana Amok.

  • Daniel Decker
    Daniel schreibt am 15. Dezember 2012 um 19:47

    @Emanon Ich glaube von dem “Werther Effekt” hattest Du schonmal berichtet. Hast Du dazu mehr Infos, das Video ist ein guter Einstieg vielleicht, aber eben doch sehr oberflächlich (Logisch bei nichtmal drei Minuten) und die lange Version auf der BBC Seite ist in Deutschland wieder nicht abrufbar.

  • Emanon schreibt am 15. Dezember 2012 um 20:10

    @Daniel

    Das kann gut sein. Der Werther-Effekt an sich lässt sich als Einstieg ganz gut auf wikipedia erkunden.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Werther-Effekt bzw. http://en.wikipedia.org/wiki/Copycat_suicide

    Das Prinzip dahinter heißt “soziale Bewährtheit” bzw. im englischen Original “social proof”.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Social_proof

    Ich hatte davon erstmals bei Cialdini gelesen (“Die Psychologie des Überzeugens”), der in den englischen wiki Artikeln auch genannt wird. Um das Prinzip zu verstehen, reicht wahrscheinlich wikipedia, aber das Buch kann ich jedem empfehlen, der sich mit so etwas ein bisschen mehr beschäftigen will. Nach der Lektüre erlebt man sein eigenes Verhalten und das von anderen wesentlich bewusster und es macht sehr nachdenklich. Vor allem ist es unglaublich unterhaltsam geschrieben. Ich hab’s deshalb auch schon zweimal gelesen. Kein Vergleich zu diesen NLP-Ratgebern aus Bahnhofsbuchhandlungen oder so.

    Hier ist das Inhaltsverzeichnis:

    http://blog.magerquark.de/wp-content/uploads/2011/01/die-psychologie-des-ueberzeugens-robert-cialdini.pdf

  • Frystyxcerealie schreibt am 15. Dezember 2012 um 21:06

    @m

    > Dass es einen Zusammenhang zwischen Schusswaffenbesitz und Zahl der
    > Morde gibt, ist bewiesen.

    Nein, die Karte vom Guardian zeigt eindeutig, dass es KEINEN Zusammenhang zwischen Waffenbesitz und Zahl der Morde gibt. Ein paar Zahlen

    Frankreich: 31,2 Waffen pro 100 Einwohner, aber nur 0,6 Morde pro 1 Mio. Einwohner.
    Deutschland: 30,3 Waffen pro 100 Einwohner, 2 Morde pro 1 Mio. Einwohner.

    Venezuela: 10,7 Waffen pro 100 Einwohner, aber über 390 Morde pro 1 Mio. Einwohner!
    Honduras: 6,2 Waffen pro 100 Einwohner, 684 Morde pro 1 Mio. Einwohner!!

    USA: 88,2 Waffen pro 100 Einwohner, 30 Morde pro 1 Mio. Einwohner.

    Trotz vieler Waffen gibt es in Frankreich fast keine Morde mit Schusswaffen. Die USA rangieren trotz 270 Mio. Waffen nur im oberen Mittelfeld bei der Mordrate. Länder in Mittel- und Südamerika, oder Südafrika liegen trotz relativ geringer Waffenrate weit vor den USA bei der Mordrate.

    Viel eher dürfte die soziale Ungleichheit innerhalb eines Landes eine Rolle spielen. Deutschland und Frankreich sind Staaten mit stark ausgebautem Sozialsystem, USA und Venezuela nicht.

  • Emanon schreibt am 15. Dezember 2012 um 21:28

    @Frystyxcerealie

    Du meinst wohl mich und nicht “m”.

    Ich habe das stark verkürzt, weil sich die meisten hier einig sein dürften, ich daher niemanden überzeugen muss und die wichtigen Punkte ja auch andere sind.

    Natürlich muss man noch ganz andere Parameter mit einbeziehen. Zusätzlich zu dem von dir richtig genannten System sozialer Eingebundenheit, muss Armut, Art der Schusswaffen, sonstige Kriminalität, Folgekriminalität, Bevölkerungsdichte, Alter der Täter, Bildungsgrad etc. und vor allem die jeweilige Waffenkultur berücksichtig werden. Waffenkulturell wird bspw. deutlich dass der Colt in den USA sozial bewährt ist und eine (anti-)heldenhafte Konnotation hat, während Distanzwaffen in japanischen Heldengeschichten nur vereinzelt auftauchen, Schusswaffen jahrhunderte lang verboten waren, im sengoku-jidai als Waffen der Feiglinge galten und die typische Heldenwaffe das Schwert ist.

    Deshalb ist es auch immer schwer Staaten mit einander zu vergleichen, die von den Zahlen nah bei einander liegen – so wie Deutschland und Frankreich. Im Grunde müsste man zur Beweisführung mit forensischen Psychologen und Kriminologen reden. Das würde eine solche Blogdiskussion und die amerikanische Medienöffentlichkeit aber überfordern.

    Ich denke, wir können uns zumindest darauf einigen, dass je höher die Verbreitung von Schusswaffen in einem System gleicher Parameter ist, die Gefahr der Benutzung steigt und nicht etwa die Prävention von Morden mit Schusswaffen, so wie die NRA und GOP argumentieren.

  • Schützli schreibt am 15. Dezember 2012 um 21:47

    In der Schweiz hat (fast)jeder Wehrpflichtiger seine Ordonnanzwaffe mit munition Zuhause griffbereit.Freiwillige Jungendliche werden ab 16 mit dem Umgang dieser Waffen ausgebildet.Bis vor ein paar Jahren war der private Kauf von Handfeuer und Militärwaffen eine reine Formsache, die Regelung zum Erwerb wurden verschärft. Dennoch gibt es dort mehr Schiessstände als Fussballplätze.Von Amokläufe oder straftaten mit der o.g. Schusswaffen gibt es sehr wenig zu melden,jedoch viele Selbstmorde.

  • Jo Bub via Facebook schreibt am 16. Dezember 2012 um 01:50

    Die Frage, die ich mir stelle ist viel mehr, was herhalten muss, damit der internationale Waffenhandel mal ernsthaft und Ergebnis orientiert diskutiert wird. Deutschland liegt (laut Wikipedia) im Waffen”export” an dritter Stelle. Wenn man spaßeshalber mal die durch Waffenexport erwirtschaftete Kohle durch die Einwohner teilt, so liegt Deutschland uneinholbar weit abgeschlagen an Platz Numero Uno! Aber jetzt schön mit erhobenem Zeigefinger gen USA winken. Ganz toll mal wieder. Frei nach dem Motto, was medienwirksam ist, hat recht.

  • Kai Beiderwellen via Facebook schreibt am 16. Dezember 2012 um 14:23

    Wenn ich von lauter Amerikanern umgeben wäre, hätte ich auch Angst.

  • dermehler schreibt am 16. Dezember 2012 um 14:53

    Es wäre interessant zusehen wenn die Berichterstattung und Gesetzesanwendung den selben Masstab bei Toten und Schwerverletzten durch Autos anlegen würden?!

  • Daniel Decker
    Daniel schreibt am 16. Dezember 2012 um 20:39

    @dermehler Stimmt, Autos werden ja auch zum Töten hergestellt.

  • Seba schreibt am 17. Dezember 2012 um 00:12

    Ist Japan dafür nicht irgendwie eines der Länder mit der höchsten Suizid Rate (ohne Waffen)? Oder zumindest mit einer überdurchschnittlich großen?

  • Alreech schreibt am 17. Dezember 2012 um 00:17

    In Japan wurde der bekannteste Amoklauf mit Sarin verübt.
    http://en.wikipedia.org/wiki/Sarin_gas_attack_on_the_Tokyo_subway

    Nun kann nicht jeder Sarin herstellen, aber Rohrbomben, Mollies und Chlorgas aus Hypochloridhaltigen Reinigungsmitteln sind auch nicht gerade schwierig zu produzieren.

    Interessanterweise finden solche Amokläufe immer in offenen Gesellschaften statt.
    In repressiven Gesellschaftssystemen sind sie so gut wie unbekannt. Neben strikter Waffenkontrolle haben repressive Systeme auch eine strikte soziale Kontrolle.

    Natürlich sind Amokläufe – noch dazu an Schulen – ziemlich seltene Ereignisse und man sollte sich schon fragen ob sie repressive Maßnahmen rechtfertigen…
    So wie sie z.B. nach den Anschlägen von 11. September 2001 durchgeführt wurden.

    Auf der anderen Seite: zum Schutz unserer Kinder sollte uns doch kein Opfer zu groß sein, oder ?

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