Endlich wieder Einblicke in Plattenschränke. Dieses Mal mit Lennart und Martina von TWISK, die just kürzlich mit TWO ihr erstes Album auf Kassette rausbrachten. Demnach hätte die erste Frage eigentlich um das gute alte Tape ergänzt werden müssen.
Vinyl, CD oder Digital?
Lennart: Eine Weile habe ich versucht, mich als Purist zu betätigen, soll heißen: Ich wollte nur Vinyl haben. Mittlerweile kam ich aber dazu, mein Haushaltsbuch zu prüfen und musste feststellen, dass mir das jenseits von Ramschkisten nicht möglich ist. Also kaufe ich jetzt wieder CDs und mag sie sogar recht gern, gerade Re-Releases sind ja nicht mehr wirklich teuer. Vinyl und Kassetten gibt’s dann bei Konzerten. Digitalisierte Musik mag ich auch gern, kaufe aber keine Downloads. Streaminganbieter nutze ich nicht, aber Bandcamp und Soundcloud fetzen schon.
Letztlich ist’s mir aber gleich, ich nehme Musik so, wie sie gerade erhältlich ist.
Martina: Natürlich ist die CD auch etwas Feines, da sich die Industrie mit der Datenmachung von Musik damals selber ins Knie geschossen hat. Und von einer Musikgruppe, welche mich live im Club unverhofft verglücklicht hat, kaufe ich gerne eine CD; oder eine Kassette, genau. Das Signal “we’ve literally made a record” aber transportiert Vinyl im gebührend großflächigen Sleeve am besten. Und betreffend Artwork treffend formuliert: “Why was packaging so important for us? Because the job was a sacred one. Music had transformed our young lives, children of the sixties all. And now we were in the privileged position of putting out records ourselves. Does the Catholic Church pour its wine into mouldy earthenware pots? I think not.” – Tony Wilson
Wie sortierst Du Deine Platten? Und meinst Du, das sagt etwas über Dich aus?
Lennart: Nicht alphabetisch, nicht nach Genres. Nach den Kriterien “Höre ich selten”, “höre ich oft” und “sollte ich mal hören” werden Haufen gebildet. Außerdem gibt’s eine CD-Kiste zum Auflegen, und manches kommt da nie raus. Vermutlich lässt sich daraus lernen, dass ich weniger zum Musikhören komme, als ich gerne würde.
Wie das Bild sehr schön veranschaulicht, sortiere ich meine Bücher hingegen gerne und nicht allzu dogmatisch nach Farben. Überhaupt, Bücher! Über Bücher möchte ich auch mal befragt werden.
Martina: Meine Kauf-CDs sind ebenfalls nach Farben geordnet. …Ob ich ein ordentliches visuelles Gedächtnis habe? Die Platten lagern ungeordnet. Ich muss sie also durchklappern, wenn ich Musik hören will, und dabei entdecken, was zum Moment passt oder wie der Moment umgestimmt werden möge.
Eine Platte, von der Du Dich niemals trennen würdest?
Lennart: Jetzt wird’s hippieesque! Meine Gitarre ausgenommen handhabe ich die Verwaltung meiner Besitztümer wie folgt: Wenn es etwas gibt, von dem ich glaube, ich würde es nimmer hergeben wollen und gleichzeitig einen Menschen, dem man damit eine große Freude machen kann, wird’s verschenkt. Es ist ein schönes Gefühl, sich von Dingen trennen zu können.
Martina: Oh ja, wenn’s brennt, nehme ich meinen Bass mit. Aber von Young Marble Giants, My Bloody Valentine oder Cleaners From Venus habe ich schon Originale (welche ich selber nicht besitze) gekauft, um sie lieben Menschen zu schenken.
Eine Platte, die Dir peinlich ist. Wobei das, was einem gefällt, nie peinlich sein sollte.
Lennart: Mhm, die habe ich alle verschenkt oder in den Hausflur gelegt. Als Jugendlicher besaß ich Musik von zweifelhaftem Charakter. Nein, peinlich ist mir keine Platte. Es ist mir eher peinlich, so manches Album nicht zu besitzen, was wiederum mit dem ollen Geld zu tun hat und deswegen halb so wild ist.
Martina: Dass andere es peinlich finden, wenn man z.B. echt viel Tocotronic rumstehen hat, sei mir schnuppe. Allerdings macht es mich rasend, dass z.B. The Strokes noch immer in meinem Regal stehen. Davon müsste ich mich eigentlich ohne Umweg über’n Hausflur entledigen.
Und zum Schluss Dein Lieblingsmusikvideo, um hier im Blog nicht ganz altbacken rüberzukommen und was Multimediales anzubieten.
Lennart: Mein Lieblingsvideo ist “Coffe & TV” von Blur, aber das kennen ja alle und trifft nur auf die letzten Monate zu. Viel lieber als das mag ich “Great Expectations” von My Sad Captains, das ist sehr reduziert und mächtig anrührend. Und der Song ist grandios.
Martina: Auf die Frage “Vinyl, CD oder Digital?” hätte ich auch beinahe schon “Musikvideo” antworten können. Jedoch besitze ich nur ein Album in Form einer DVD-R; “Worldwilde” von Pterodactyl. Dafür zählt meine subjektive Musikvideosammlung (digital) über 900 Videos, welche ich gerne als VJ anstatt DJ auflege.
Die Idee des Videosampling ist hier besonders entfesselt zu genießen – ein Favorit: Holger Hiller / The Two: “Ohi Ho Bang Bang”
Übrigens, wer fünf auf den Bildern befindliche Alben richtig erkennt, erhält einen Download des Albums. Außerdem wird unter allen, die richtig liegen, noch eine Kassette verlost. Antworten hier hin!