Mit Rechten reden

Politischer Clickbait – Wie einfach es ist mit Parolen in den Medien zu landen

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Ich habe da in letzter Zeit öfter drüber nachgedacht und es erscheint mir ausgesprochen logisch. Sofern Gewissen, oder eben das nichtvorhanden sein von diesem, mitspielt kannst Du mit Arschlochpositionen als Publikation durchaus Klicks (bzw. Geld) machen. Zum Einen werden die bedient, die sich bestätigt fühlen, endlich sagt mal jemand das was keiner sagen darf. LIKE! Zum Anderen wird eine Debatte ausgelöst und diejenigen, die ganz und gar nicht diese Position teilen, regen sich über den Post auf und teilen diesen unter dem Gesichtspunkt, dass sowas nicht geschrieben werden dürfe. Selbst wenn sie ihn nicht aktiv teilen dient die Aufregung darüber der Verbreitung. Mal kurz googlen was Sarrazin, Lanz und Co. gerade wieder machten…

Ich finde das unter dem Geschichtspunkt der Clickbait-Debatten die in letzter Zeit aufkamen einen besonders interessanten Punkt. Die Schlussfolgerung liegt nahe dass Themen und Meinungsstücke nicht zwingend aufgrund der eigenen Überzeugung als Redakteur*in oder Publizist*in gebracht werden, sondern einfach als klickstarker Content angesehen werden. Und wenn Du es besonders bunt treiben willst kannst Du ja noch auf der selben Seite eine Gegenposition eines anderen Autors veröffentlichen. Natürlich mit internen Link auf den Aufreger der zuvor veröffentlicht wurde.

Jesko Gibs von den Hamburger Hedonisten hat etwas Ähnliches bei einem kleinen Experiment festgestellt: Gegen einen angeblichen Veggie-Day wetternd haben sie es nicht nur im Netz sondern auch in großen Medien zu Aufmerksamkeit geschafft. Gibs im Interview mit der taz dazu:

“Mit abstrusen Parolen wie: ‘Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf’, haben wir versucht, so etwas Banales wie den Veggie-Day zum gesellschaftspolitischen Thema hochzustilisieren. Nach dem Muster: Die da oben machen doch was sie wollen, auf Kosten der Mehrheit. Das Thema ist total banal, es hat aber super funktioniert, wenn man sich die Berichterstattung, Kommentare und Zuschriften anschaut. […]
Wir setzten eine Facebook-Seite auf und baten verschiedene Leute, uns zu liken, damit es so aussieht, als wäre da wirklich was im Gange. Und dann haben wir eine Pressemitteilung verschickt. […] Das Ziel war von Anfang an, in die Medien zu kommen, durch die Erfindung von falschen Tatsachen reale Ereignisse schaffen.”

Schöne Aktion, wie ich finde, und ich denke genau so in etwa funktioniert das alles. Wobei ich Protagonist*innen des ganzen auch gerne zusätzlich noch als Trolle bezeichnen würde. Besonders unter dem machiavellistischem Gesichtspunkt. Das ist wohl alles keineswegs neu, aber dank moderner Kommunikationsmittel enorm vereinfacht und beschleunigt worden. Meine These ist also, dass Clickbait nicht nur linguistische und gestalterische Auswirkungen hat (siehe Upworthy-Headlines), sondern auch inhatliche und da wird es gruselig.



    Ein Kommentar:

  • MissUtopia.ja,ich hab hier schon Einhörner gesehen schreibt am 4. April 2014 um 02:53

    Ja, da wird es wirklich gruselig, ist es ja schon. Und die Sache mit dem Veggieday kam mir immer so banal vor, dass mich der Hype eigentlich gewundert hat, bzw. kennt man es ja irgendwie nicht anders. Also nach wie vor nicht so ernst nehmen.
    Dass du Lanz und Sarrazin in einem Atemzug erwähnt hast, fand ich ganz toll, und finde dich, deinen Blog und deine Ansichten überhaupt ganz toll. Das möchte ich dir hiermit mal sagen.

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