Ich verfolge Bernadettes Schaffen schon lange. Damals noch mit Die Braut haut ins Ausge, die ich allerdings erst knapp nach ihrer Auflösung 2000 für mich entdeckte und dann natürlich die Soloalben auf dem feinen Label Trikont. Ebenda erschien auch ihr aktuelles Album Save the World With This Melody (Partnerlink). Grund genug mal in ihren Plattenschrank zu schauen.
Vinyl, CD oder Digital?
Und was ist mit Kassetten? Die Mixkassetten meiner Freunde und Freundinnen in den 80ern waren immer besondere Geschenke, und beim Fahrrad fahren oder beim Trampen hatte ich immer einen Walkman dabei, oft teilte ich mir mit einer Freundin einen Kopfhörer, damit wir zusammen unsere Lieblingssongs hören konnten. Dabei war die Reihenfolge der Songs und die Thematik der Kassetten (wie z.B. early morning dance side und late night listening side oder „Musik zum kotzen“ oder „Songs zum verlassen“) extrem wichtig und verbanden die Songs unwiderruflich mit meinem etwas verlorenen und gleichzeitig euphorisierenden Lebensgefühl dieser Zeit. The Cure, The The, Soft Cell, Elvis Costello, Buzzcocks, Jonathan Richman, Susanne Vega, Michelle Shocked, Ton Steine Scherben…
Erst als ich 1987 zu Hause auszog und nach Berlin zog, hatte ich einen Plattenspieler und fing an, mir selbst Platten zu kaufen. Aber die meist männlichen Plattenverkäufer waren so arrogant, daß ich mich nie lange in Plattenläden aufhielt. Erst als ich 1989 die Braut haut ins Auge Musikerinnen Barbara Hass und Karen Dennig kennenlernte, die in dem Hamburger Plattenladen Zardoz arbeiteten, entdeckte ich sehr viel neues. Ich fing an mich für 60ies Girl Groups wie Shangri-Las , Ronettes, oder die Liverbirds zu interessieren, aber auch die aktuellen Riot-Grrl Bands der Anfang 90er wie L7, Babes in Toyland oder Bikini Kill. Das musste ich auf Vinyl haben, und meine Plattensammlung wuchs. Die Kassetten blieben dennoch wichtig, denn im Tourbus gab es genügend Zeit, sich vor und nach den Kasseler Bergen gegenseitig die Lieblingsmusik vorzuspielen; wer vorne saß, hatte die Macht über den Kassettenrekorder. Dabei wurde auch schon mal meine Lieblingskassette von Bob Dylan aus dem Fenster geschmissen. Und natürlich wurde jede Neuerscheinung der männlichen (Hamburger) Kollegen oder der Münchner Band FSK, auf die wir uns alle einigen konnten, gehört und auseinander genommen.
Mittlerweile habe ich ungefähr gleich viele LPs wie CDs, und mein Laptop ist gefüllt mit digitalen gekauften (!!) Songs. Ich versuche immer noch ganze Alben zu sammeln, aber ich stelle natürlich auch Wiedergabenlisten für bestimmte Anlässe wie Autofahrten oder DJ Abende zusammen, das ist dann ein bischen so wie die Mixkassetten meiner Jugend.
Wie sortierst Du Deine Platten? Meinst Du, dass das was über Dich aussagt?
Eine Zeitlang habe ich ab und zu aufgelegt, und da habe ich mir immer einen Stapel Vinyl und CDs zurecht gelegt, der zusammen passt, da geht es dann auch um Tanzbarkeit, also Soul und Hiphop, ein bischen Elektronik, und zum Ausklang dann auch gerne exquisite Schlager oder Chansons.
Ich habe eine Sammlung von raren deutschsprachigen Schlagersingles, dann sortiere ich nach weiblichen Musikerinnen verschiedener Genres und Zeitepochen, dann gibt es eine Sammlung von Soul, Beat und RocknRoll, einen Stapel 80er und 90er Bands, und dann noch die Kategorie deutschsprachige (meist) Hamburger Bands. Und natürlich ein ganzes Regal mit Trikont Veröffentlichungen, also vor allem Compilations, aber auch die großartigen Attwenger oder Fanny Van Dannen. Und dann gibt es ein großes Fach mit meinen eigenen Alben, Nebenprojekten, Sampler Beiträgen, etc. das wächst immer noch. Ich glaube, das sagt sehr viel über mich aus, auch darüber, wie wenig Musik ich mir in den letzten Jahren gekauft habe. Die aktuelle Musik kaufe ich mir tatsächlich meistens digital oder als Vinyl mit Download Code, und das Sortieren auf dem Laptop ist viel schwieriger.
Eine Platte, von der Du Dich niemals trennen würdest?
Ich glaube, diese Platte gibt es nicht, weil mein Herz nicht so sehr an Dingen hängt. Dafür bin ich zu oft umgezogen und hab zuviel verloren.
Ach, vielleicht die Vinyl Single der Münchener Sängerin Gisela mit dem Lied „Der Novak“. In der Ecke des Pappcovers ist ein Loch eingestanzt für einen Schlüssel, mit dem man die Single symbolisch verschließen kann und dem Hinweis: „Für Jugendliche ungeeignet“.
Ansonsten würde ich gerne von jedem Exemplar meiner eigenen Alben jeweils eins behalten, weil jede Platte ja einen Lebensabschnitt von mir erzählt. Aber letztlich auch egal, man kann ja alles wieder bekommen, und ich mache lieber eine neue Platte als mein Herz an die Vergangenheit zu hängen…
Gibt es Platten die Dir peinlich sind?
Wenn es etwas wirklich peinliches gäbe, würde ich es hier an dieser Stelle nicht nennen. Allerdings besitze ich zwei Supertramp Platten, die vielleicht einige peinlich finden, aber ich fand sie mit 14 ziemlich aufregend, wahrscheinlich weil ich nichts besseres kannte. Das kam mir allerdings zugute, als ich vor ein paar Jahren mit meinem vor Scham immer tiefer in die Schnapsflasche fallenden „Die Zukunft“ Bandkollegen Guz auf dem Balkon von Freunden das Konzert des Supertramp Keyboarders Rick Davies auf dem Schaffhausener Marktplatz angesehen habe, und bei dem Wettbewerb „erkennen Sie die Melodie“ ziemlich viele Punkte bekam.
Und zum Schluss Eure Lieblingsmusikvideos, um hier im Blog nicht ganz altbacken rüberzukommen und was Multimediales anzubieten.
Also, „Formidable“ und „Quand c’est“ von Stromae finde ich ziemlich toll, einige Videos von den Goldenen Zitronen (z.B. „Der Investor“), und dann die sehr ausdrucksstarke junge Rapperin/Sängerin namens Finna aus Hamburg mit ihrem Lied „Musik ist Politik“. Außerdem das Video meiner beiden Ex-Die-Braut-haut-ins-Auge-Gefährtinnen Peta Devlin und Barbara Hass mit ihrer Band „Mars needs women“ und dem Lied „Lover from Mars“. Und dann natürlich mein eigenes neues Video zu dem Lied „Nein Nein Nein“ gegen schlecht bezahlte Arbeit und gegen die Schwerkraft…
Am 25.10. startet die Tour zum neuen Album im Roten Salon in Berlin. Weitere Infos findest Du hier.
Ein Kommentar:
Beim Brotbeutel gabs mal was über Gisela: http://brotbeutel.blogspot.de/2010/02/schwabinger-laterne.html