Fluxus war eine Bewegung gegen elitäre Hochkunst, ein fließender Übergang zwischen Kunst und Leben und sich eben auch im besten Falle verändernd. Der Künstler Arthur Køpcke schuf in den 60ern diverse Collagen der Reading/Work-Piece-Reihe. Eines davon kam nun in die Schlagzeilen. Am 13. Juli besuchte die 90-jährige Hannelore das Neue Museum in Nürnberg und fühlte sich von einem Werk der Reading/Work-Pieces aufgefordert. In einem verarbeiteten Kreuzworträtsel füllte sie die Kästchen mit einem Kugelschreiber. Schließlich war auf dem Werk “Insert Words” zu lesen. Zwar konnte eine Restauratorin den Ursprungszustand des Werkes wieder herstellen, einen Streit gibt es nun dennoch.
“Anwalt Salloch dreht die Argumentation nun um. Es sei nicht nur kein Schaden entstanden, im Gegenteil, das Objekt habe wohl eher eine Wertsteigerung nach der ganzen Geschichte erfahren, weil es zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden sei. Und noch wertvoller sei das Werk vermutlich durch die ‘belebende Weiterverarbeitung’ von Hannelore K. geworden, und im Übrigen habe sie dadurch ein eigenes Urheberrecht an dem Bild erworben. ‘Sie hat dem Willen des ursprünglichen Schöpfers folgend auf dem gleichen künstlerischen Niveau des Herr Köpcke weiter geschöpft’, schreibt Salloch.”
Und da das Museum das anders sieht unterstellt Salloch der Museumsdirektorin gleich Unkenntnis. Von Fluxus habe diese wohl offenbar keine Ahnung. Dabei bezeichnet sich Salloch im Interview mit dem Spiegel selbst als keinen großen Kunstkenner und setzt nochmal nach:
“So toll ist die Kunstrichtung nun auch nicht.”
Ich kenne mich zwar mit Fluxus auch nicht so aus, bezweifel allerdings, dass Salloch großen Erfolg mit seiner Begründung habe. Schließlich war beim Fluxus oft dennoch eine Trennung zwischen Künstler*innen und Publikum, eine deutliche Abgrenzung zwischen beiden Parteien eben. Und das Ganze erinnert natürlich an die Fälle der zerstörten Kunstwerke von Joseph Beuys. Die berühmte Fettecke und die gesäuberte Badewanne. Wenn beide Fluxus-Streitfälle als Referenz genommen werden sieht es nicht gut für Salloch aus. Den in beiden Fällen wurde zugunsten der Kläger*innen entschieden und nicht unerhebliche Schadensersatzsummen ausgezahlt.
Was amüsierend wie große Chuzpe wirkt ist wohl doch eher heiße Luft eines Anwalts. Aber ich als nicht sonderlich großer Juristenkenner sage auch immer:
“So toll ist die Juristerei nun auch nicht.”
Die Aktion von Hannelore mag ich aber irgendwie dennoch.