Bevor David Lynch und Mark Frost mit Twin Peaks Fernsehgeschichte schrieben arbeiten die beiden an einem anderen Projekt. Ihr Ziel war es Goddess: The Secret Lives of Marilyn Monroe (Partnerlink) auf die Leinwand zu bringen. Die Idee kam von Warner, die Lynch kurz nach der Fertigstellung von Blue Velvet kontaktierten. Lynchs Manager Tony Krantz brachte ihn dann wiederum mit Frost zusammen die durch diese Arbeit zu guten Freunden wurden.
Dass die Geschichte wahr war, gefiel dem Kult-Regisseur nur bedingt, aber das Problem löste sich von selbst. Aus rechtlichen Gründen mussten Lynch und Frost die Namen ändern. Aus Marilyn Monroe wurde Rosilyn Ramsay und aus Bobby Kennedy, der in dem Film Marilyn getötet hätte, wurde zu Phillip Malloy. Auch zweifelte Lynch an dem Wahrheitsgehalt von Anthony Summers Vorlage:
“So when this came along I was interested, but, you know, what’s the drill? I got into it carefully…We met with Anthony Summers, who wrote the book. The more we went along the more it was sort of like UFOs. You’re fascinated by them, but you can’t really prove if they exist. Even if you see pictures, or stories, or people are hypnotized, you never really know. Same thing with Marilyn Monroe and the Kennedys and all this. I can’t figure out even now what’s real and what’s a story. It got into the realm of a bio pic and the Kennedys thing and away from this movie actress that was falling. I got cold on it. And when we put in the script who we thought did her in, the studio bailed out real quick.”
Lynch widmete sich anderen Projekten. Gänzlich los ließ ihn die Story nicht. Viele Elemente bauten Frost und er später in Twin Peaks ein. Sogar die Figur Dale Cooper denkt über Marilyn Monroe und ihre Verstrickung mit den Kennedys nach:
“Diane, it struck me again earlier this morning. There are two things that continue to trouble me and I am speaking now not only as an agent of the bureau but as a human being. what really went on between Marilyn Monroe and The Kennedys and who really pulled the trigger on JFK.”
Wohlmöglich gar ein wenig subtiler Hinweis auf Laura Palmers reale Vorlage. Genau wie Marilyn schreibt Laura ein Tagebuch welches Hinweise auf ihr geheimes Leben gibt. Genau wie Marilyn schreibt sie in eben diesem Tagebuch, dass sie eine Affäre mit einem berühmten einflussreichen Mann habe. So zumindest der Mythos. Dieses “Red Diary” soll gar der Grund gewesen sein warum Marilyn Monroe sterben musste. Ob es dieses rote Tagebuch überhaupt gab ist indes unklar. Wahr ist allerdings, dass Marilyn Tagebuch schrieb.
Dass diese aber gar nicht so brisant waren wie sie in Verschwörungstheorien dargestellt wurden zeigte sich 2011 mit der Veröffentlichung von Fragments (Partnerlink). Die Tagebucheinträge waren teilweise poetisch und zeugten von Monroes Leidenschaft für Literatur.
Auch der in Palmer vernarrte Psychologe Dr. Lawrence Jacoby findet sein (vermeintliches) Ebenbild in Monroes Biographie.
Viel wurde geschrieben über das distanzlose Patient-Therapeuten-Verhältnis von Dr. Ralph Greenson und der Schauspielerin. Auch gab es stets Gerüchte über Bandaufnahmen die Monroe für Greenson anfertigte, die aber, wie auch das “Red Diary”, bisher nie das Licht des Tages erblickten.
Anders in Twin Peaks, hier besitzt Jacoby eine Kassette mit der Stimme Palmers.
Schlußendlich teilen Monroe und Palmer dann auch das gemeinsame Schicksal des mysteriösen Todes. Marilyn Monroe wäre, wäre sie keine echte Person gewesen, eine Figur nach Lynchs Geschmack. Sie erfüllt Lynchs Klischee der Frau in Schwierigkeiten. Dorothy Vallens, Diane Selwyn, Nikki Grace, Susan Blue und Laura Palmer. Es sind typische Charaktere für den Regisseur, der vieles der Verschwörungstheorien um Monroes Tod in Twin Peaks einfließen ließ.
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