Früher wurde von Historiker*innen gerne von eine Machtergreifung gesprochen. Das war praktisch, denn so konnten sich alle NSDAP-Wähler*innen von ihrer Schuld freisprechen. Schließlich wurde die Macht ergriffen. Doch es war kein Putsch der Hitler zum Wahlsieg verhalf. Die Nazis selber bezeichneten das Ganze als “Machtübernahme”. Weder “Machtergreifung” noch “Machtübernahme” werden heute gerne verwendet, stattdessen wird seit ca. den 80er Jahren von einer “Machtübergabe” gesprochen. Schließlich war das Volk nicht passiv beteiligt, sondern aktiv.
Passend dazu (und natürlich auch unabhängig davon betrachtet!) ein Zitat von Adorno aus dem Jahr 1959:
“Ich fürchte nicht die Wiederkehr des Faschismus gegen die Demokratie, sondern ich fürchte die Wiederkehr des Faschismus als Demokratie.”
Ein Kommentar:
I dare to object … es wird – soweit ich das verstanden habe – von einer Machtübergabe gesprochen, weil die NSDAP “nur” 43,9 % der Stimmen bei der letzten Wahl hatte, also nicht einmal eine Mehrheit. Und Von Hindenburg zwar Hitler zwar legitim Reichskanzler machte (immerhin hatte die NSDAP die meisten Stimmen bekommen), aber nicht zwingend nötig. Denn Von Papen glaubte als Vizekanzler Hitler noch beeinflussen zu können und überredete Von Hindenburg, Hitler zum Kanzler zu erennenen, obwohl dieser lange dagegen war.
Ich kann zu dem Thema sehr das Buch “Als Hitler mir die Hand küsste” empfehlen, die Tagebücher, von Bella Fromm, einer Berliner Journalistin. Da kann man sehr lebendig nachverfolgen, wie das Land, die Gesellschaft kippte, obwohl ein grosser Teil eigentlich gar keine Nazis waren.
Zum Video: Amerikaner! Im Intro die Umrisse von Deutschland nach der Wiedervereinigung zu haben ist schon ein bisken sehr schräg.