Der in diesem Jahr verstorbene Umberto Eco war nicht nur Romanautor, sondern auch Philosoph und Medienwissenschaftler. Aufgewachsen ist er unter Mussolini und verarbeitete die Zeit unter dem Regime des italienischen Faschismus in einigen seiner Werke.
Das was Eco “Ur-Faschismus” oder auch den “ewigen Faschismus” nannte lässt sich ihm nach auf 14 Punkte runterbrechen. Diese wären:
- Traditionen, der Kult der Überlieferung. Es kann keinen Fortschritt des Wissens geben, die Wahrheit wurde schon offenbart, es geht nur noch um den Erwachungsmoment bis alle diese Botschaft erkennen.
- Ablehnung der Moderne, Vernunft, Aufklärung -> Irrationalismus.
- Blinder Aktionismus: Aktion geschehen um der Aktion willen, um die die Gefolgschaft bei der Stange zu halten und durch Aktionismus jeden Zweifel zu verdrängen. Denken gilt als Kastration.
- Kritik ist Hochverrat. In der Moderne ist kritischer Dissens ein Mittel zum Erkennntniswachstum. Im Faschismus ist Dissens Verrat, der Gegenwehr und Bestrafung nach sich zieht.
- Die Angst vor Anderem. – Der erste Angriff geht gegen die geistigen “Eindringlinge”, die angeblichen “Zersetzer”. Jeglicher Faschismus ist rassistisch.
- Faschismus entspringt einer gesellschaftlichen, massenhaft geteilten Frustration, ohne dass die Massen einen kritischen Begriff von den gesellschaftlichen Verhältnissen und der sie in diesen Verhältnissen versteckten, sie ausbeutenden Herrschaft haben.
- Den der gesellschaftlichen Identität beraubten sagt der Ur-Faschismus, dass das Eigentum an dem Land ihr Ursprungsrecht sei, das ihnen von niemanden genommen werden dürfe und könne – Ursprung des völkischen Nationalismus.
- Der Feind ist gleichzeitig schwach wie auch stark. Daher gibt es eine Obsession für Verschwörungen, einen gewissen Verfolgungswahn. Ein permanentes Gefühl der Demütigung, des Zu-Kurz-Gekommen-seins und dem daraus erwachsenden Rachedurst.
- Kampf als Selbstzweck. Es gibt keinen Kampf ums Überleben, sondern nur ein Leben für den Kampf.
- Verachtung für die Schwachen bzw. Elitedenken.
- Erziehung zum Heldentum, Heroismus als Norm. Auch ein Todeskult bzw. Totenkult ist oft anzutreffen.
- Machismo, Sexismus – Waffen als Phallusersatz.
- Gezielter Populismus: “There is in our future a TV or Internet populism, in which the emotional response of a selected group of citizens can be presented and accepted as the Voice of the People.”
- Urfaschismus spricht Newspeak / Neusprech. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass Neusprech die Simplifizierung der Sprache meint und nicht komplexere Sprachregelung, die demnach zumeist im faschistischen Sinne bekämpft werden.
Die gesamte Liste wurde 1995 in einem Artikel veröffentlicht, den Du hier Lesen kannst. Die oben ist eine verknappte und verkürzte Form!
(via open culture – Foto von Bogaerts, Rob / Anefo / Wikicommons unter CC-Lizenz: CC BY-SA 3.0 nl)
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