Liebe Deniz, ich las auf Eurer Seite, dass Du Deinen Job als Zahnärztin aufgegeben hast und das ist ein Thema, das mich sehr interessiert. Es ging aus Deinem Posting hervor, dass Du nicht glücklich mit Deiner Arbeit warst. Lag das daran Arbeit und Musik unter einen Hut zu bringen?
In gewisser Weise schon. Der Job hat mich in erster Linie mental blockiert, weil ich nach und nach gemerkt habe, dass ich mich nicht in diesem Beruf sehe. Das war ein langwieriger Prozess, der sich bedingt durch die Tatsache, dass wir seit 2012 keine Musik veröffentlicht hatten, bis ca. Ende 2015 angestaut hat.
Das wäre schon fast die nächste Frage gewesen. Die Pause zwischen Eurem zweiten Album und dem dritten war recht lang. Heißt mentale Blockade auch, dass Dir das Musik machen schwerer viel, oder war es einfach die Zeit, die nicht mehr da war?
Musikalisch blockiert war ich nicht, nein.
Es lag vielmehr daran, dass wir von unserem damaligen Produzent und Label hingehalten wurden. Andere Projekte gingen immer vor und jedes Mal, wenn ich Demos schickte, wurde abgewunken. Irgendwann war ich mir selbst nicht mal mehr sicher, ob ich das überhaupt kann, also Songs schreiben.
Du sprichst über Cloud Hill, das wird dann vermutlich auch der Grund sein, warum Ihr da nicht mehr seid. Wann kam die Entscheidung das jetzt selbst zu machen? Ein eigenes Label zu gründen und wieder loszulegen.
Das hat sich mit der EP ‘Contrast’ Ende 2015 abgezeichnet. Die EP war eine Bauchentscheidung, die für mich persönlich sehr wichtig war. Es ging im Grunde darum zu zeigen, dass es KLA noch gibt und jetzt ein neues Kapitel beginnt.
Seitdem veröffentlicht ihr immer wieder einzelne Songs. So z.B. auch ein Justin Bieber Cover oder eben als Vorgeschmack auf das kommende Album. Meist gleich mit Video dazu. Ist diese Veröffentlichungsweise und damit ein unmittelbares Feedback wichtig für Euch?
Es ist natürlich schön, ein Feedback zu bekommen, aber das ist und sollte auch niemals der Antrieb für die eigene Musik sein.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Musikindustrie extrem verändert und ist- so wie andere Bereiche auch – schnellebiger geworden. Wir glauben nicht mehr an das Albumkonzept wie in früheren Zeiten.
Für mich persönlich ist es auch einfacher, Musik bald nachdem sie geschrieben und aufgenommen wurde zu veröffentlichen. Wenn das Zeitfenster zwischen Schreiben und Veröffentlichen zu lang ist, ist die Gefahr sehr groß, dass man sich bereits von der Musik distanziert hat.
Das finde ich interessant. Es ist natürlich schwer zu sagen, da ich von Euch ja nur zwei Alben kenne bisher, aber ich hätte Euch als Album-Band eingeordnet. Nicht in dem Sinne, dass es Konzeptalben sind. Aber, dass es eine Dramaturgie und ein einheitliches (Sound-)Bild gibt. Wird sich das dritte Album dadurch unterscheiden?
Auch wenn wir Songs über einen längeren Zeitraum einzeln veröffentlichen, stehen diese dennoch in Beziehung zueinander. Schließlich sind die Stücke im gleichen Zeitfenster entstanden.
Wir möchten auf diese Weise den einzelnen Songs auch die Chance geben, nicht nur im Kontext gesehen zu werden.
Bei Eurem Video zu “Never Quite Right” habt Ihr Szenen aus dem B-Movie-Horror-Klassiker “Carnival Of Souls” verwendet. Nun las ich, dass Du derzeit bereits an der Platte nach “Call Yourself New” arbeitest. Einer EP die von Horror-Filmen inspiriert ist. Steht der Plan noch und sind da bestimmte Filme Inspiration oder das Genre an sich?
Das ist immer noch der Plan, irgendwann eine Horror-EP zu veröffentlichen… Es geht dabei nicht um bestimmte Filme, sondern vielmehr um bestimmte Motive aus Horrorfilmen, die immer wieder aufgegriffen werden.
Zuvor wird es aber eine EP ohne Horrorkonzept geben, diese ist auch fast fertig.
Es fühlt sich ein wenig wie ein Comeback an, wenn Du das alles erzählst. Als ob ein Pfropfen entfernt wurde und nun alles frei fließen kann.
Ich würde fast schon so weit gehen und sagen, dass ich erst jetzt wirklich da und frei bin.
Und das Aufgeben Deines Jobs war dabei entscheidend?
Ich war immer ein sehr vernunftgeleiteter Mensch, der sich an Sicherheiten geklammert und ggf. auch dahinter versteckt hat. Ich habe mich nicht nur hinter meinem konservativen Beruf versteckt, sondern auch hinter meinen Fähigkeiten und meiner Identität als Musikerin. Es war einfacher, einen Produzenten, ein Label bestimmen zu lassen als zu seinem eigenen Werk zu stehen.
Irgendwann kommt man aber an den Punkt, an dem es schmerzhafter ist, in dieser Sicherheit zu bleiben als aus ihr auszubrechen und zu wachsen.
“Call Yourself New” von Kraków Loves Adana erscheint am 24.03.2017
Zum Release der Platte “Call Yourself New” (Partnerlink) kannst Du Kraków Loves Adana hier live sehen:
25.04. Nachtasyl, Hamburg
26.04. Monarch, Berlin
27.04. Ostpol, Dresden
(Foto von Anna Wegelin mit freundlicher Genehmigung von Better Call Rob)