Restlos glücklich!

Schleckermäulchen is(s)t restlos glücklich (2)

Dieses Mal besucht das Schleckermäulchen “Restlos Glücklich” in Berlin und berichtet über den ganzen Müll, den wir so alltäglich produzieren und wie wir das vermeiden können.

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Ich weiß gar nicht mehr, wann das angefangen hat, aber seit einigen Jahren versuche ich nachhaltiger zu leben und mich auch bewusster zu ernähren. Immerhin esse ich seit mindestens fünf Jahren kein Fleisch mehr, kaufe oft und viel regionale Produkte und gerne auch im Kiez-Bioladen ums Eck. Ich verzichte soweit es geht auf Plastik (ich weiß, da geht noch mehr und hier kann ich auch schon mal den Laden Original Unverpackt in Kreuzberg sehr empfehlen) und habe immer meine Stofftasche dabei. Heute achte ich auch mehr darauf, weniger Sachen zu kaufen und alles immer aufzuessen bzw. zu verbrauchen. Gelingt mir eigentlich ganz gut und meine “Reste-Essen” schmecken auch immer. Gemüse kann man quer Beet in die Pfanne hauen, mit Butter oder Öl andünsten – und Nudeln oder Reis dazu, fertig ist das Abendessen.

Phantasievoller und professioneller geht es bei Restlos Glücklich zu. Der Verein sitzt in Berlin-Neukölln und engagiert sich dafür, Lebensmittel wieder mehr wertzuschätzen. Neben Kochkursen und Workshops zaubern sie in ihrem kleinen Lokal leckere Menüs oder Einzelgerichte aus Lebensmitteln, die die Supermärkte schon längst in den Müll geworfen hätten. Also, Nahrungsmittel, die noch einwandfrei sind, obwohl das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist. Wenn die Möhre mal ein bisschen schrumpelig aussieht und der Apfel schon eine braune Stelle hat, kann man trotzdem noch etwas Essbares daraus kochen oder backen. Und der Verein Restlos Glücklich ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man häufiger mal darauf achten sollte, wie viel, was und warum man Sachen gleich in den Müll wirft. Das gilt im Übrigen auch für Elektronik und andere Gegenstände.

Und für alle Motzer: Nein, Restlos Glücklich nimmt keiner sozialen Einrichtung die Lebensmittel weg. Im Gegenteil: Sie unterstützen sogar die Tafeln und arbeiten an Kooperationsmöglichkeiten. Und ohnehin bleibt immer noch zu viel Essen übrig, denn es wird einfach im Übermaß produziert. Die Einnahmen werden in Bildungsprojekte und Kochkurse investiert. Das Besondere bei dem Restlos Glücklich-Konzept ist auch, dass der Koch nie weiß, was abends auf der Menükarte stehen wird. Improvisation ist also angesagt, denn es werden nur die Lebensmittel verwendet, die angeliefert werden. Dementsprechend ist es für die Gäste auch immer eine Überraschung, was auf den Tisch kommt.
Ich war zuletzt im Spätsommer dort – und trotz hoher Temperaturen war das Restaurant gut gefüllt. Das Menü las sich ein wenig winterlich, aber dennoch bestellten wir das komplette Essen. Man gönnt sich ja sonst nix. Natürlich kann man auch nur Einzelkomponenten nehmen. Die netten Bedienungen, die größtenteils ehrenamtlich arbeiten, fragen auch gleich immer, ob man großen oder eher weniger Hunger hat. Dementsprechend werden die Teller portioniert, damit später nichts im Abfall landet.

Die Vorspeise war für die sommerlichen Temperaturen ideal und ein frischer, leichter Einstieg: Gazpacho mit Parmesancracker und Salbeiöl. Der Hauptgang erinnerte schon ein wenig an Weihnachten und war sehr viel deftiger: Gemüse-Knusperröllchen mit Rotweinjus, Pfifferlingscreme und Semmelknödel. Dennoch sehr appetitlich angerichtet und lecker. Das Dessert allerdings war jetzt nicht so ganz mein Geschmack: Schoko-Johannisbeertorte an Sahne und Kiwisalat. Die Torte war mehr ein Kuchen, der so gar nicht nach Schokolade schmeckte, die Sahne schmeckte nach Soja – und an den Geschmack kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Die Kiwis waren ok, aber auch keine Geschmacksexplosion. Dennoch habe ich alles brav aufgegessen und unterstütze gerne dieses Projekt.

Also, wenn ihr in Berlin seid, dann schaut doch mal bei dem freundlichen Team vorbei. Und auch sonst kann man ja ein bisschen mehr auf die Umwelt achten. Zum Beispiel zu Hause soweit es geht alle Stecker ziehen (Wasserkocher, Toaster, Fön, Handyaufladegerät, etc.), wenn sie gerade nicht im Einsatz sind. Ich habe mir auch einige Steckdosenleisten gekauft, die man ganz ausschalten kann. Ebenfalls ziemlich unnötig und ein immer größer werdender Müllhaufen sind Coffee-To-Go-Becher. Ich gebe zu, da habe ich in der Vergangenheit auch schon viele verbraucht und einfach weggeschmissen. Schaut euch mal hier die Zahlen an. Allein in Berlin landen täglich 460.000 To-Go-Becher im Müll und der Trend zum Unterwegs-Getränk hat sich weltweit ausgebreitet. Da wird einem doch ganz anders… Ich nehme jetzt immer eine Tasse mit oder nehme mir die Zeit und trinke den Kaffee ganz einfach vor Ort, so wie früher auch. Schmeckt eh viel besser als aus diesem Plastik-Schnabelding, an dem man sich auch immer die Schnute verbrennt. So, genug der Weisheiten. Für heute zumindest. Habt euch und eure Umwelt lieb.



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