Es gibt einige Filme, deren Ende Rätsel aufwerfen. Christopher Nolans “Inception” gehört dazu, aber eben auch Stanley Kubricks “2001 – Odyssee im Weltraum” (Partnerlink). Kein Wort fällt in dem bildgewaltigen Ende des Science-Fiction-Klassikers. Kubrick selbst sprach mit Joseph Gelmis in einem Interview von 1969 über den Abschluss seines Werkes:
“Als der überlebende Astronaut Bowman schließlich Jupiter erreicht, fegt ihn dieses [außerirdische] Artefakt in ein Kraftfeld oder Sternentor, das ihn auf eine Reise durch den inneren und äußeren Raum schleudert und ihn schließlich in einen anderen Teil der Galaxie transportiert, wo er sich in einem Zoo befindet, der sich einer erdähnlichen Umgebung eines Krankenhauses annähert, die aus seinen eigenen Träumen und Vorstellungen hervorgegangen ist. In einem zeitlosen Zustand geht sein Leben vom mittleren Alter über die Alterung in den Tod über. Er ist wiedergeboren, ein höheres Wesen, ein Sternenkind, ein Engel, ein Übermensch, wenn du willst, und kehrt auf die Erde zurück, bereit für den nächsten Sprung der evolutionären Bestimmung des Menschen.”
Damit schließt Kubrick also an den Anfang an, der die Menschwerdung des Affens zeigt. Also ebenfalls einen großen Sprung in der evolutionären Entwicklung. Unterstrichen wird diese Parallele durch den Einsatz der selben Musik. “Also sprach Zarathustra” von Strauss.
Außerdem gibt es noch ein Video in dem Kubrick mit dem japanischen Filmmacher Jun’ichi Yaoi über das Ende von 2001 spricht. Die Authentizität der Aufnahmen ist unklar, da Kubrick nur zu hören ist und die Dokumentation für die Yaoi das Material aufzeichnete nie offiziell erschien. Es deckt sich inhaltlich aber mit dem was Kubrick Gelmis erzählte.
Kubrick zum Ende:
“Die Idee war, dass er von gottähnlichen Wesen aufgenommen wird, Geschöpfen reiner Energie und Intelligenz ohne Struktur und Form. Sie haben ihn in einen, wie ich vermute, menschlichen Zoo gesetzt, um ihn zu studieren, und sein ganzes Leben vergeht von diesem Punkt an in diesem Raum. Und er hat kein Zeitgefühl. Es scheint einfach so zu sein wie im Film.
Sie wählen dieses Zimmer, das eine sehr ungenaue Nachbildung der französischen Architektur ist, weil man meinte, dass sie eine Vorstellung von etwas hätten, das er für schön halten könnte, aber nicht ganz sicher war. Genauso wie wir uns nicht ganz sicher sind, was wir in Zoos mit Tieren zu tun ist, um ihnen etwas zu geben, was wir für ihre natürliche Umgebung halten.
Wenn sie mit ihm fertig sind […] verwandelt er sich in eine Art Superwesen und wird zurück auf die Erde geschickt. Wir können nur raten, was passiert, wenn er zurückgeht.”
Autor Arthur C. Clarke schuf relativ spät zusammen mit Kubrick das Ende. Die Finanzierung war bereits geklärt und es war lange unklar wie die Geschichte überhaupt enden sollte. Die Idee mit der Zoo-Umgebung stammt wohl von Kubrick selbst. Aber auch bei den Dreharbeiten wurden einzelne Elemente noch verändert. So Kubrick:
“Das Ende wurde noch kurz vor der Aufnahme umgeworfen. Ursprünglich hatten wir nicht vor, Bowmans Alterungsprozess zu zeigen. Er sollte einfach in diesem Zimmer herumgehen und sich den Monolithen ansehen. Aber das erschien uns nicht befriedigend und interessant genug, deswegen suchten wir nach einer anderen Idee, bis uns schließlich das Ende einfiel, das man im Film sieht.”
Arthur C. Clarkes Roman als Interpretationshilfe
Im Roman den Clarke parallel zum Drehbuch verfasste ist vieles eindeutiger als im Film. Der Monolith ist hier ein von aus reiner Energie bestehenden Alien geschaffenes Werk. Aus dem Buch geht hervor, dass diese Außerirdischen durch den Kosmos reisen um der Evolution nachzuhelfen. Auch stellt Bowman im Buch selbst fest, dass er sich in einer Art Zoo befinden müsste. Clarke selbst sagte dazu:
“Du findest meine Interpretation in dem Roman; es ist nicht notwendigerweise Kubricks Interpretation. Auch ist es nicht notwendigerweise die ‘richtige’ Interpretation – was auch immer das bedeutet.”
3 Kommentare:
“vieles eindeutiger als im Film” … ja das kannst Du laut sagen. Wundervolles Buch!
@BEN_ Hast Du alle Bände gelesen? Lohnt das?
Nein,tatsächlich nur den ersten Band. Aber der lohnt sich auf jeden Fall. Voll!