ROSI - Foto by Danny Kötter

ROSI im Interview über DIY zu ihrem neuen Album “Hope”

Aufmerksame Leser*innen kennen ROSI bereits. Ich schrieb hier einiges schon über das Duo aus Bielefeld, machte einen Remix für sie und auch ihren Plattenschrank zeigten Sie hervor. Jetzt erscheint Ihr zweites Album “Hope”, Grund genug sich über Ihre gut geölte DIY-Maschine zu unterhalten.

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Ihr macht vieles selbst. Booking, Recording. Auch das Label ist Euer eigenes. Wo hört DIY für Euch auf, wo braucht Ihr Hilfe? Was macht Ihr aus Überzeugung und was ist aus der Not geboren?

Sven: DIY endet da wo man in eine professionelle Struktur wechselt, da reicht ja schon ein Vertriebsdeal, was aus meiner Sicht auch sehr interessant wäre, allein um die Platten besser und vor allem unkomplizierter streuen zu können. Für mich ist das auch so eine Mischung aus Not und Überzeugung, wobei Not das eher falsche Wort ist. Wir müssten und ja quasi bewerben wie um einen Job, aber ich mache ja Musik aus einem anderen Grund, das ist kein Job, das ist etwas das wir zu unseren Bedingungen machen wollen. Wenn uns jemand dabei helfen will, und das für uns passt ist das okay, aber auch nur dann.

Mirco: DIY hört da auf wo eine Agentur oder ein Label Einfluss nimmt und die Sache übernimmt. Wir machen DIY aus der Not und aus Überzeugung. Bei der neuen LP hatten wir schlicht keine Lust irgendwen zu fragen.

Wieso keine Lust?

Mirco: Das war uns zu erbärmlich irgendwen zu fragen, wenn sollen die Label uns fragen und so läuft es ja in der Regel auch.

Released Ihr auch andere Künstler auf Eurem Label?

Mirco: Nur Svens andere Band TRIST, die ja aber auch eher sehr selten spielt und nur selten etwas rausbringt, aber falls wir mal zu Geld kommen, haben wir doch so den ein oder anderen Menschen im Auge.

ROSI

Selbst den Vertrieb übernehmt ihr. Wie läuft das ab? Ruft Ihr einfach bei Plattenläden an?

Mirco: Ja, manchmal fragen uns die Distros und Shops, manchmal fragen wir sie.

Welche Shops und Distros sollten unbedingt dabei sein?

Mirco: Young and Cold sind dabei, Kernkrach, PerKoro, X-Mist denke ich auch, Flight müssen wir noch fragen und mal gucken was noch kommt, aber Y&C, kernkrach und perKoro sind erstmal die Wichtigsten.

Im digitalen Vertrieb unterstützt Euch Alternate Audio. Damit seid Ihr bei allen Streaming-Portalen vorhanden oder?

Sven: Ja, im Prinzip ist das so. Zur neuen Platte müssen wir aber noch mit Georg sprechen ob er den Digital-Release wieder übernimmt, das ist noch nicht fix.

Ich persönlich hasse ja Booking, ihr habt damit weniger Probleme. Was ist Euer Geheimrezept? Tretet Ihr als Bookingagentur auf oder als Eure Band selbst?

Mirco: Geheimrezept, viele nette Mails schreiben und sich freuen, wenn man angeschrieben wird – was sogar relativ häufig bei ROSI der Fall ist.

Sven: Das geht auch weil Mirco sich voll reinhängt.

Was würdet Ihr Musiker*innen raten, die ohne externe Strukturen aktiv werden wollen?

Mirco: Am Ball bleiben, viele Mails schreiben, leider auch mal die ein oder andere Klinke putzen – was ich am meisten hasse – und sich nicht entmutigen lassen.

Sven: Man braucht Geduld und Ausdauer, und Kontakte. Facebook und Mails sind schön, aber was zählt ist der Kontakt vor allem zu Konzertgruppen und Veranstaltern. Und um ehrlich zu sein scheint es auch von Vorteil zu sein, wenn man an eine bestehende Szene andocken kann.
Gerade das Booking ist viel Arbeit und Aufwand, was allerdings alles nichts bringt, wenn man nicht noch mehr in die Musik steckt. Und auch da muss man sich erstmal reinfuchsen. Bei ROSI habe ich manchmal das Gefühl fast täglich irgendeine Entscheidung treffen zu müssen. Ich glaube aber auch nach wie vor, dass sich Qualität und ein langer Atem irgendwann durchsetzen. Habe ich schon gesagt das einfach nett sein hilfreich ist? Ist es nämlich.

An welche Szene dockt ihr denn an? ich finde es im positiven Sinne relativ schwer ROSI einzuordnen. Es ist irgendwie düster, hat also da Ansätze, aber dann auch irgendwie Punk und irgendwie auch Indie – was ja prinzipiell keine Szene ist und auch eine doofe Genre-Bezeichnung, aber Ihr wisst was ich meine…

Sven: Naja, also, als ich 2014 angefangen habe war mein grober Plan traurige Gitarrenmusik mit elektronischen Beats zu machen. Wenn schon viel aus dem Computer kommt dann sollte das auch zum Medium stimmig sein. Nach dem ersten Konzert wurde mir dann gesagt das das ja super coole Minimalelektronik mit Coldwave Einschlag wäre. Was ich witzig fand, da ich mit beiden Genres zu dem Zeitpunkt absolut nichts am Hut hatte. Nachdem Mirco dann eingestiegen ist und aus ROS eine Band wurde, war schnell klar, dass wir uns im Post Punk und Wave verordnen, wobei ich so Slacker Gitarren immer noch mag und nicht ausschließe, mit einem gehörigen DIY Ethos. Deshalb haben wir ja auch bis heute noch nie ein richtiges Label gesucht und die Konzerte die wir spielen finden zum Teil in der JZ-Konzertgruppenwelt oder eben in einer Independent/Wave Szene statt.

Ich mag so Szene Begriffe persönlich auch nicht, aber ich kann nicht leugnen das es sie gibt, und das da ein wenig Interesse an uns besteht. Zumal es ohne Agentur heutzutage extrem schwer ist irgendwie einen Fuß in die Tür zu bekommen, vor Allem wenn man noch keinen wirklichen Namen hat. Die meisten Agenturen bestimmen den Support für größere Acts aus ihrem Portfolio, schreckliches Wort… da ist es umso schöner das es noch kleine, unabhängige Veranstalter und Konzertgruppen gibt die eine DIY-Ethos zu schätzen wissen und sich auch trauen einen zu buchen. Lange Rede, kurzer Sinn: Uns mögen Menschen aus verschiedenen Szenen. Zum Glück.

Mirco: Ich komme ja aus dieser „Wave Szene“ und dem ganzen DIY Spektrum. Aber ich weiß auch wie der Hase im Profilager läuft. Was ganz gut und auch wieder schlecht bei ROSI ist – wir brauchen die Band nicht um Geld zu verdienen, da wir beide in Teilzeit arbeiten. Dadurch müssen wir natürlich mit dem normalen Arbeitsalltag klarkommen, was manchmal gut ist, da man so als Band total „Indie“ ist, aber manchmal auch nervt, da einem einfach viel Zeit für Kreativität und das eigentliche Ziel verloren geht. So wie es im Moment läuft, ist alles noch gut zu stemmen, auch wenn ich manchmal von Mittwochnachmittag bis Freitag nur die „Bandorga“ mache und mit Sven ja auch auf einen Nenner kommen muss. ROSI ist ganz klar in der DIY Post-Punk Szene verortet, aber will sich einfach nicht nur darauf beschränken. Wir mögen die Szene, zumindest die punkigere und auch politische Variante, aber versteifen uns nicht darauf. Vielleicht schreiben wir ja auch irgendwann melancholische Synthpopnummern und stehen im Anzug auf der Bühne. Ganz klar ist das wir uns keiner Szene verschließen, außer es ist halt Musik die wir nicht mögen. Das Kotzende Einhorn ist ja auch nicht dafür bekannt düsteren Post-Punk zu pushen und trotzdem scheinen wir ja deinen Geschmack zu treffen, was uns sehr freut und wir danken dir für deinen steten Support.

Vorher auf dem Einhorn zu ROSI

Schwarzer Kaffee von ROSI im Remix von mir (+ Free Download EP)
Mein Plattenschrank mit ROSI
Video: Tanzen von ROSI

(Fotos by Danny Kötter)



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