Erwachsen von Jasper Nicolaisen

In Guandong – Die Rollenspiel-Outtakes aus “Erwachsen” von Jasper Nicolaisen

“Erwachsen” ist der neue Roman von Jasper Nicolaisen. Es geht um Väter, Söhne, Mütter, Bisexualität und irgendwo ist dann auch noch eine Mary Poppins namens Britney, die von Disney verboten worden wäre. Humorvoll und liebevoll erzählt Jasper Nicolaisen eine krude Familiengeschichte.

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Exklusiv beim Kotzenden Einhorn gibt es das zu lesen, was der Lektor den Leser*innen vorenthalten wollte. Da ich Jasper tatsächlich von einem Rollenspielabend kenne ist diese Szene nicht nur perfekt, sondern auch sehr verbindend. Übrigens: ich tauche tatsächlich auch als Nebenfigur in dem Roman auf. Das sei aber nur meiner Eitelkeit wegen erwähnt – und als Disclaimer.

Das Buch selbst folgt Thomas und seinem Sohn Beat, der bei seinen Müttern aufwächst, durch einige Wochen. In einer Lebenskrise ausgelöst von dem Tod seines Ehemannes begeht Thomas neue Wege und landet so in einer Rollenspielgruppe. Dies ist aus dem Vampir-Abenteuer, das sie erleben:

“Guandong, wo für Geld fast alles zu haben war, für Informationen noch viel mehr und für Blut Dinge, die sogar die kühnsten Träume überstiegen. Guandong, wo sich die Neonlichter der Wolkenkratzer in den Pfützen spiegelten, die der immerwährende Regen aus den schwarzen Wolken hinterließ, die sich über der Halbinsel zwischen Bergen und Meer ballten. Guandong, wo künstliche Intelligenzen den Börsenhandel abwickelten, wo Roboterprostituierte dich mit Akupunktur behandelten und gemahlene Nashornstoßzähne bei magischen Ritualen zur Segnung von Geschäftsabschlüssen mit Lagos und Teheran verwendet wurden.

Eine neue Vampirin ist in der Stadt. Niemand kennt ihr Gesicht. Sie residiert in den Ruinen der Kaiserstadt im Dschungel an den Berghängen über der Bucht. Sie trägt einen goldenen Schleier, raunt man sich zu, und wer ihr Antlitz je unverhüllt sähe, würde sofort dem Wahnsinn anheim fallen. Man kennt sie als ‘Bìxué’, das Heldinnenblut. Ihre ebenfalls verschleierten Anhänger überschwemmen der Schwarzmarkt der Stadt mit einer neuen Droge. Sian-Tschau, der rote Tod. Die rubinroten Kristalle werden geschnupft oder geraucht. Sie bringen Ekstase, Traum – und schließlich Tod.

Orlok, der Herr der Masken, duldet keine Konkurrenz in seiner Stadt. Er beauftragt Jewel, die wahnsinnige, aber geniale Dealerkönigin aus Moskau mit der Untersuchung der neuen Droge. Schnell zeigt es sich, dass sie aus Vampirblut hergestellt wird. Das Blut der Artgenossen ist das größte Tabu in der Welt der Nachtkinder. Bìxué muss sterben.
Orlok fertigt sich eine neue Maske, und schleust sich gemeinsam mit den Leibwächterinnen Saphira und Alina in die von schwarzer Magie und bis an die Zähne bewaffneten Ghulen bewachte Kaiserstadt ein, um der Schlange den Kopf abzuschlagen. Aus den Schatten wollen sie Bìxué pfählen und die alleinige Herrschaft über die Nacht von Guandong zurückerlangen.

Der Plan schlägt fehl. In einem uralten Ritual hat Bìxué den Vampirgott Sìshé beschworen. Die drei Gefährten können dem gifttriefenden Monstrum mit dem hypnotischen Rubinauge gerade noch entgehen.
Zurück in der Gruft im höchsten Stockwerk der ‘Himmeplspagode’, des Wolkenkratzers, der ihnen als Hauptquartier dient, sinnen sie auf Rache.
Da kommt der Neuankömmling in der Stadt gerade recht. Zakarias, ein Flüchtling aus dem alten Europa, soll Orloks Zirkel die Treue beweisen, indem er sich von Bìxué als Geschäftspartner anheuern lässt. Als Beweis seiner Verlässlichkeit soll er Orlok, Saphira und Alina als Gefangene mitbringen, die er vorgeblich unter Einsatz alter kapartischer Flüche in seinen Bann gezwungen habe. Jewel soll ihn begleiten und so tun, als habe sie die Seiten gewechselt, da sie sich als Drogenkönigin von Moskau mehr von einem Deal mit der neuen verschleierten Herrin von Guandong verspricht.

Der Plan scheint zu gelingen. Bìxué willigt nach anfänglichem Misstrauen in eine Zusammenarbeit ein. Sie gewährt der Gruppe Zutritt zu ihrem innersten Heiligtum. Dort geben die Gefährten die Scharade auf und stellen die verschleierte Königin zum Kampf, die sich diesmal ohne die mit ihr verbündete Göttin stellen muss. Auf dem Höhepunkt des Kampfes schlägt sie den goldenen Schleier zurück und entblößt blutige Augenhöhlen, aus denen Schlangen hervorstoßen. Ihr Gift bringt Wahnsinn und Tod – ein Geschenk der Göttin Sìshé an ihre Dienerin. Die Gruppe kämpft bis an den Rand des Todes. Dann ist die verschleierte Vampirin endlich besiegt. Die Gefährten laben sich an ihrem Blut, denn ein Vampir, der einen Artgenossen im direkten Kampf besiegt, ist vom Tabu ausgenommen, und darf die Kraft des Unterlegenen in sich aufnehmen. Schon scheint es, als sei die Herrschaft von Orloks Zirkel wieder hergestellt, da wendet sich Jewel gegen den eigenen Zirkel. Heimlich hat sie einen Pakt mit der Göttin Sìshé geschlossen und plant, als neue Herrin der Kaiserstadt Orloks Herrschaft abzuschütteln – und Moskau, Guandong und endlich die ganze Welt mit Sian-Tschau, dem roten Tod zu überschwemmen …

‘Und damit machen wir für heute Schluß’, sagte Thorsten.
‘Was? Nein! Ich will wissen, wie es ausgeht.’ Thomas blinzelte, als wäre er gerade aus einem Traum erwacht.
‘Dann musst du nächstes Mal wieder dabei sein.’ Hanni und Nanni räumten ihre Stifte in ein Federmäppchen.”

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(Foto: Philip Steffan / Bearbeitung Einhorn)



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